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Kraterseen und Tropfsteinhöhlen

Heute waren wir besonders früh auf den Beinen. Bereits um halb fünf hat der Wecker geklingelt. Unter den Augen eines fluoreszierenden Jesus an der Wand, haben wir unsere sieben Sachen wieder zusammengepackt und uns in den Frühstücksraum begeben. So richtig fit waren wir da jedoch noch nicht. Das lag zum Teil sicherlich an der frühen Uhrzeit, jedoch großteils daran, dass irgendwelche lustigen Sektenleutchen es für nötig befunden haben, am Schrein die ganze Nacht Radau zu machen. So sind wir in regelmäßigen Abständen von dem unnötigen Gesabbel der Leute da wachgeworden und die Nacht war somit nicht so richtig erholsam.

Nichtsdestotrotz haben wir uns jeweils zwei Toast mit Marmelade geschmiert und uns zusätzlich noch nen paar Bananen als Wegzehrung mitgenommen. Am Brot hatten wir allerdings nur sehr kurz Freude, da wir beim einpacken festgestellt haben, dass sich kleine Ameisen als unangemeldete Mitesser auf dem Toast eingefunden hatten.

Sister Paula war mit uns aufgestanden, um uns das Tor zu öffnen und vor allem um es von innen wieder zu verschließen. Allerdings hat sie uns letztlich dann noch um einiges länger als geplant beehrt, da der Fahrer der uns abholen sollte, mal wieder die african time in Perfektion zelebriert hat. Eigentlich sollte der um fünf da sein, ist jedoch erst so um kurz nach halb sechs aufgetaucht. Immerhin hatte ich ihn bis dahin schon mal ans Telefon bekommen, sodass ich zumindest wusste, dass er wach und auf dem Weg ist. Man weiß ja nie sonst. Als der Fahrer dann aufgetaucht ist, hieß es von Sister Paula Abschied nehmen. Von den restlichen Schwestern hatte ich mich gestern Abend schon verabschiedet und Sister Paula war die Letzte der ich noch Tschüss sagen musste. War wirklich schön die ganzen Schwestern mal wieder zu sehen.

Der Fahrer hat uns dann in die Stadt gefahren, wo die vielen verschiedenen Reisebusse abfahren. Wir haben uns nämlich auf den Weg nach Fort Portal gemacht. Bei den Bussen angekommen, haben wir direkt einen erwischt der kurz drauf abgefahren ist. Allerdings hatte das zur Folge, dass wir nur noch einen Platz in der vorletzten Reihe bekommen haben. Außerdem hat man uns dann noch verarscht und drei Euro für unser Gepäck abgenommen. Das kostet eigentlich nix, aber aufgrund unserer Hautfarbe für uns selbstverständlich schon was. Ist halt letztlich nen Stück weit Rassismus, nur andersherum als eigentlich vorherrschend. Wir wussten, dass wir verarscht wurden, allerdings hat man uns vor die Wahl gestellt zu bezahlen oder wieder aus dem Bus zu verschwinden. Aufgrund der frühen Uhrzeit, unserer Müdigkeit, dem Umstand, dass der Bus kurz vor der Abfahrt stand und der Tatsache das 1,50 Euro pro Nase uns letztlich ja auch nicht wehtun, haben wir dann bezahlt und die Fahrt konnte los gehen. Dass nur noch hinten Plätze frei waren, hatte einen guten Grund. Denn auf Ugandas Straßen sind in schöner Regelmäßigkeit Huckel eingebaut, um die Autos zum Bremsen zu zwingen. Die spürt man leider im hinteren Teil des Busses deutlich heftiger als vorne, sodass wir während der Fahrt in einer Tour von unten nach oben und von rechts nach links geschleudert wurden. Schlafen stellte sich also als eher schwierig heraus. Dazu trug auch die ziemlich ätzende Beschallung bei. Zunächst liefen afrikanische Musikvideos, welche schon ziemlich laut waren, aber deutlich ungemütlicher wurde es dann, als auch noch ne Soap auf Luganda gezeigt wurde. Dabei wurden die Lautsprecher dann endgültig bis zum Anschlag aufgedreht. Erfreulicherweise bestand die Soap auch quasi nur aus Schreien oder Weinen. Aber nun gut, wenn man für weniger als acht Euro über vier Stunden mit dem Bus durch die Gegend fahren kann und bei dem Preis sogar noch über den Tisch gezogen wurde, muss man wohl einfach einige Abstriche in Kauf nehmen und sollte sich nicht beschweren.

Da wir aufgrund der ungebetenen Mitesser ja nicht so wirklich gefrühstückt hatten haben wir uns unterwegs nen Capatti gekauft. Das ist immer recht praktisch, dass die Leute mit den Essenssachen und Getränken an jeder Haltestelle um den Bus rumwuseln. Da muss man nur das Fenster aufmachen und zugreifen.

In Fort Portal angekommen wurden wir bereits von Fred empfangen. Das ist der Fahrer, den ich schon bei meinem ersten Aufenthalt hier in Fort Portal hatte und mit dem ich mehr als zufrieden war. Der hat uns dann zum Hostel gebracht, in welchem ich ebenfalls schon bei meinem letzten Aufenthalt in Fort Portal übernachtet habe. Wir haben dann zunächst mal den notwendigen Teil des Tages erledigt und haben unsere Wäsche gewaschen. Wir sind gegen zwei dann von Fred wieder am Hotel aufgegabelt worden. Bis dahin war unser Essen aber noch nicht ganz fertig. Wir haben dann kurz gewartet und dann haben wir jeder nen Teller mit Rolex drauf gekriegt, mit der Aufforderung die Teller doch einfach mitzunehmen. Haben wir dann auch gemacht und entspannt im Auto gegessen. Allerdings hatten wir vorher noch ein kleines Problem, denn unser Schlüssel ließ sich nicht mehr aus dem Schloss entfernen. Aber da sind die Leute hier ja recht lösungsorientiert. Irgendwie haben sie es doch geschafft, den Schlüssel zu entfernen und dann einfach ein neues Schloss eingebaut.

Wir sind daraufhin mit Fred zu Höhlen, nem Wasserfall sowie Kraterseen gefahren. Zunächst sind wir ein bisschen durch einen Wald gelaufen, um zu dem Wasserfall sowie den Höhlen zu kommen. Die waren jetzt nicht wirklich groß, aber dennoch waren ein paar Tropfsteine darin. Im Anschluss stand dann der etwas anstrengendere Teil an. Um nen schönen Ausblick auf die Kraterseen zu haben, ging es nämlich nach einem Stück relativ ebenerdigen Weges auf einen durchaus recht steilen und hohen Berg. Aber der Weg hat sich dann definitiv gelohnt und die Aussicht hat absolut für den Aufstieg entschädigt.

Nachdem wir unser Nachmittagsprogramm dann beendet haben, sind wir auf dem Rückweg noch schnell in nen Supermarkt, haben uns nen bisschen was zu trinken gekauft, und sind dann zurück zum Hostel. Dort haben wir zunächst unsere Wäsche abgenommen und uns dann ne Dusche gegönnt. Lustigerweise haben wir im Hostel auch noch die Zeugen Jehovas wiedergetroffen, welche mit uns in Jinja Raften waren.

Gerade haben wir dann draußen noch entspannt zu Abend gegessen und uns das Wetterleuchten angeguckt. Der Strom war über den Abend immer mal wieder weg und auch gerade sind nur die Reste vom Solarstrom des Tages vorhanden, sodass nur nen paar Lampen spärliches Licht spenden. Naja vielleicht kommt der Strom ja gleich noch wieder, damit wir unsere elektronischen Gerätschaften noch laden können. Schauen wir mal.

Wiedersehen auf dem Craftmarket

Bevor wir gestern Abend schlafen konnten, mussten wir uns zunächst noch um den Wasserhahn der Dusche kümmern. Nachdem das Duschen an sich schon interessant war, das Wasser war kochend heiß, wenn man das kalte Wasser aufgedreht hat hat sich nichts getan und erst wenn man beide Hähne wieder zugedreht hat und das kalte Wasser erneut aufgedreht hat, kam kaltes Wasser heraus, hielt uns die Dusche auch danach noch auf Trab. Der Wasserhahn tropfte nämlich unaufhaltsam im sympathischen Takt von ungefähr einer Sekunde mit einem fröhlichen Plopp auf der Duschwanne auf. Alle Versuche, den Wasserhahn erneut auf- und zuzumachen, oder das Wasser irgendwie rauszubekommen und den Hahn besonders fest zuzumachen haben nicht gefruchtet und so haben wir dann letztlich eines unserer Handtücher geopfert, um vom Ploppen auf der Duschwanne nicht in den Wahnsinn getrieben zu werden.

Heute Morgen haben wir dann erstmal richtig ausgeschlafen und uns vom anstrengenden gestrigen Tag erholt. Wir sind so gegen elf das erste Mal wachgeworden und ein Blick aus dem Fenster hat gereicht, um uns direkt wieder umzudrehen. Es war nämlich ordentlich am Schütten draußen und gedonnert hat es auch. Irgendwann sind wir dann aber doch mal aufgestanden und haben den Verlauf der nächsten Tage so ein bisschen geplant. Nen kleinen Kassensturz haben wir auch gemacht und die Buchhaltung ein bisschen auf Vordermann gebracht. Außerdem haben wir ne Wäscheleine durchs Zimmer gespannt, um die noch nassen Sachen vom Raften effektiver trocknen zu können. Dafür haben wir, bevor wir das Zimmer verlassen haben, noch den Ventilator angeschmissen um den ganzen Prozess ein bisschen zu beschleunigen. Gegen drei sind wir dann zunächst zum Postoffice, um uns mit Postkarten und Briefmarken einzudecken, ehe wir dann dem Hauptquartier der Uganda Wildlife Authority (UWA) einen Besuch abgestattet und dem dortigen Souvenirshop ein wenig durchstöbert haben. Dort sind wir aber nicht so recht fündig geworden und sind dann weiter zum Craftmarket, welcher direkt gegenüber vom Hotel gelegen ist.

Den Weg vom Postoffice zum Hauptquariter der UWA und von dort zum Craftmarket haben wir jeweils mit dem Boda Boda zurückgelegt. In Uradi hatte Alena zwar schon die Erfahrung mit diesen Gefährten gemacht, jedoch waren dort lediglich die Straßen miserabel, es herrschte allerdings nicht so ein Verkehrschaos wie hier vor. In Kampala zeichnen sich die Bodafahrer nämlich dadurch aus, dass sie sich durch jede noch so kleine Lücke quetschen und gerne auch mal den Weg durch den Gegenverkehr wählen. Das fand Alena dann alles nicht mehr so lustig und hatte ein bisschen Angst. Aber ist wie immer alles problemlos verlaufen und wir sind relativ fix durchs Verkehrschaos bei unseren jeweiligen Zielen angekommen. Und das wohlgemerkt für jeweils deutlich weniger als ein Euro pro Person. Die Bodas sind hier im Preis-Leistungs-Verhältnis einfach ungeschlagen.

Auf dem Craftmarket angekommen sind wir dann gemütlich von Shop zu Shop geschlendert und einige der Besitzer haben mich auf Anhieb wiedererkannt. Selbst Alena meinten sie zu kennen. Genauso wie viele Europäer Probleme damit haben dunkelhäutige Menschen zu unterscheiden, genauso schwer fällt es diesen, Europäer auseinanderzuhalten. Da bei meinem letzten Aufenthalt hier in Uganda auch nen blondes Mädel mit auf dem Craftmarket war, haben die Händler dementsprechend dann gedacht, dass das wohl Alena gewesen sein muss. Zu unserem Nachteil war es aber nicht, dass mich die Leute noch kannten, denn die waren alle durchweg freundlich und haben mir beziehungsweise Alena gute Preise gemacht. Ich kann ja eh nicht so wirklich Souvenirs mitnehmen, da mir da meine Gepäckkapazitäten einen Strich durch die Rechnung machen, aber ich hab ja beim letzten Aufenthalt hier auch schon ganz gut zugeschlagen. So hat dann nur Alena von den günstigen Preisen profitiert, aber das ist ja auch ok so dann. Insgesamt war der Craftmarket durch den vorherigen Regen wie leergefegt und erst gegen Ende unserer kleinen Shoppingtour verirrten sich noch mal ein paar andere Mzungus auf den Markt.

Nachdem alle Souvenirs besorgt waren, haben wir diese kurz im Hotelzimmer verstaut und sind dann direkt weiter zum Nakumatt, um uns da mit Abendessen einzudecken. Danach haben wir noch nen richtig leckeren Schoko- bzw. Maracujamilchshake getrunken und sind zurück ins Hotel. Da unser Klo ein bisschen sehr ausgelaufen war, haben wir uns dazu entschlossen, doch besser mal das Zimmer zu wechseln. Außerdem hat Alena noch die Lampe, an der wir ein Ende der Wäscheleine befestigt hatten, von der Wand geholt. Die war zugegebenermaßen etwas lütig angebracht und wir haben an der Rezeption einfach gesagt, dass die von alleine abgefallen ist, als wir wieder zurück ins Zimmer sind. Passte ja schließlich ganz gut zur Beschwerdesituation, in der wir gerade waren. Wir konnten dann auch problemlos das Zimmer wechseln und haben unseren ganzen Kram rüber geschleppt. Eigentlich ist das Zimmer dem anderen ziemlich ähnlich, kostet aber ein Viertel weniger pro Nacht. Das haben wir jedoch erst festgestellt, als wir bereits alles rübergeräumt hatten. Wir waren dann nochmal an der Rezeption, jedoch muss die Dame morgen erst mit ihrem Chef sprechen, welcher jetzt schon nicht mehr zu erreichen war. Wir werden dann morgen also zusehen, dass wir noch nen bisschen Kohle wiederbekommen. Mal schauen ob das alles so hinhaut.

Mittlerweile haben wir auch schon zu Abend gegessen und schmeißen uns gleich noch entspannt nen Film an. Vielleicht lauschen wir aber auch einfach der afrikanischen Musik, die hier seit anderhalb Stunden direkt aus der Wand zu kommen scheint 😀 Ich hoffe mal, dass das irgendwann heute Nacht noch ein Ende nimmt und das Tropfen der Dusche nicht lediglich durch afrikanische Musik ersetzt worden ist. Das ist vielleicht ein bisschen besser, aber definitiv auch nur ein bisschen.