Gestern Abend bin ich ziemlich früh ins Bett gegangen, nicht aber ohne vorher beim Vorbeigehen an der Küche noch nen Stück eines gekochten Ziegenkopfes angeboten zu bekommen. Ich hatte aber schon gegessen und hab dann dankend abgelehnt. Ich hab so grob gegen halb Neun geschlafen, ehe dann um halb elf auch schon wieder mein Wecker geklingelt hat.
Heute stand für mich nämlich die Besteigung des Ol Doinyo Lengai, des Götterbergs der Maasai, auf dem Programm. Dafür hieß es dann früh, oder je nach Betrachtungsweise auch spät raus aus den Federn, da ich bereits gegen zwölf mit dem Aufstieg beginnen wollte und auch noch ein paar Meter bis zum Berg zu fahren waren. Peter war wieder mein Guide und mit Kopflampe und Skistock konnte der Aufstieg dann beginnen. Wobei ich die Kopflampe aufgrund des wirklich hellen Vollmondes auch recht schnell wieder weggepackt habe. Der Vulkan ist ca. 2960m hoch, was bedeutet, dass man insgesamt 1800m nach oben krachseln muss, ehe man am Kraterrand angekommen ist.
Frohen Mutes, aber auch mit einem bisschen Skepsis im Bauch, habe ich mich dann zusammen mit Peter an den Aufstieg gemacht. Am Anfang war das alles sehr, sehr entspannt und leichtgängig aber mit zunehmender Dauer wurde ich zum einen immer erschöpfter und der Berg gleichzeitig immer steiler. Irgendwann hatte ich meinen Rhythmus dann aber gefunden, sodass ich das Wandern ganz gut verpackt habe. Insgesamt war es aber dennoch ziemlich anstrengend. Problematisch sind vor allem die Asche, die zu vermeintlichen Steinen erstarrt ist, jedoch bei Belastung einfach wegbricht und zum anderen das viele Lose Geröll, sowie der oftmals sandige Untergrund, welche das Vorankommen doch recht erschwert haben.
Zwischendurch haben wir immer wieder kurze Erholungspausen gemacht und an insgesamt vier sogenannten Checkpoints haben wir dann jeweils ein bisschen länger Pause gemacht und uns dort ein bisschen hingesetzt.
Ich habe trotz allem geschwitzt wie ein Schwein und irgendwann dann auch mein T-Shirt gewechselt. Dies war am dritten Checkpoint, von dem es nur noch ne dreiviertel Stunde bis zum Gipfel gedauert hat. Am dritten Checkpoint haben wir auch ne andere Gruppe gefunden, welche aus zwei Tschechen bestand und schon etwas eher als wir losgegangen sind.
Wir hatten uns aber schon die richtige Zeit ausgesucht, da man erst so gegen fünf vom dritten Checkpoint Richtung Gipfel aufbricht. Wir waren so gegen viertel nach vier dort und hatten dementsprechend noch genug Zeit für eine Pause, ohne uns dabei allerdings komplett zu unterkühlen. Denn je höher man kam, desto kälter wurde es logischerweise auch. Beim Laufen ist das nicht weiter aufgefallen, da der Körper eh auf Hochtouren gearbeitet hat, allerdings hat man das dann umso deutlicher gemerkt, wenn man mal ans sitzen kam. Ich hatte mir allerdings warme Sachen eingepackt und ne Decke zum drauf sitzen, sodass ich damit eigentlich ganz gut zurecht gekommen bin. Die Tschechen waren halt schon ne Stunde eher als wir an dem Checkpoint und haben dementsprechend ganz ordentlich gefroren.
Der Grund für diese Zwangspause am dritten Checkpoint ist der, dass man pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel am Kraterrand sein soll, es jedoch auf dem Gipfel noch mal deutlich kälter und windiger als auf dem Rest des Vulkans ist.
Wir waren dennoch recht zeitig auf dem Gipfel und haben dann auf den Sonnenaufgang gewartet, wobei eigentlich nur Peter und ich diesen erlebt haben, da den Tschechen aufgrund der langen Wartezeit am Checkpoint zuvor so kalt war, dass sie den Gipfel noch vor Sonnenaufgang verlassen haben und den Sonnenaufgang damit verpasst haben. Der ging dann ziemlich schnell von statten, war aber wirklich wunderschön. Man konnte unter anderem vom Gipfel auch den Kilimanjaro oder den berühmten Ngorongoro Nationalpark sehen.
Nachdem die Sonne dann einigermaßen hoch am Horizont stand, haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Der war letztlich nochmal ziemlich anstrengend, da man permanent die volle Konzentrationsfähigkeit darauf ausrichten musste nicht abzurutschen und dann Purzelbäume den ganzen Berg runter zu schlagen. Letztlich habe ich sechs Stunden für den Aufstieg gebraucht, war ne Stunde am Kraterrand und durfte dann nochmal geschlagene fünf Stunden wieder runterwandern, da komischerweise kein Helikopter bereitstand um mich abzuholen.
Gegen halb eins war ich dann ziemlich zufrieden, aber vor allem auch ziemlich groggy und bin wieder im Camp angekommen.
Dort habe ich dann meine Wäsche für zwei Euro waschen lassen. Peter hattte mich nach meiner Planung für den restlichen Tag gefragt und ich hatte ihm dann gesagt, dass ich unter anderem noch Wäsche waschen wollte. In dem Zuge hat er mich dann auf den äußerst günstigen Waschservice hingewiesen und in meinem Zustand musste ich da nicht zweimal überlegen.
Den Nachmittag habe ich dann ganz entspannt im Camp verbracht, ein bisschen am Blog rumgewuselt und einfach nur möglichst wenig Anstrengungen unternommen. Ursprünglich hattte ich mal geplant nochmal zu den Wasserfällen zu gehen, aber davon habe ich dann auch ganz schnell wieder Abstand genommen.
Im Laufe des Nachmittags kam dann noch ne nette Mail, dass ich mich dann jetzt doch auch mal endlich Akademiker nennen darf, aber aufgrund meines Zustandes habe ich mir daraufhin einfach ne Cola gekauft, da ich nach nem halben Bier sonst mutmaßlich direkt rappelvoll gewesen wäre.
Jetzt esse ich gleich noch in Ruhe zu Abend und dann werde ich mich auch schleunigst ins Bett begeben und mit ziemlicher Sicherheit sehr, sehr gut schlafen können.
Nen bisschen stolz bin ich schon, dass ich den Vulkan bezwingen konnte, denn das gelingt hier wohl doch nicht jedem und auch ich war mir zwischenzeitlich nicht so sicher, ob das alles so klappen würde. Aber hat es ja erfreulicherweise und somit kann ich jetzt auch von mir behaupten einen Götterberg bestiegen zu haben.