Das Wandern ist des Müllers Lust

Frühstück gibt es im Gisakura Guesthouse immer um sieben Uhr. Aber da wir ja in Afrika sind, habe ich mir gedacht, dass ich mal so gegen halb acht im Essensraum aufschlage, denn dann sollte das Frühstück ja eigentlich angerichtet sein. Der Plan mit der Karenzzeit ist auch voll und ganz aufgegangen und offensichtlich hatte Mike, der UN-Mensch, ähnliche Gedanken, sodass er ebenfalls in dem Moment eingetrudelt ist.

Bevor ich allerdings mein Frühstück zu mir nehmen konnte, musste ich zunächst umziehen. Da mir bei der Buchung bereits gesagt wurde, dass lediglich für Dienstag ein Einzelzimmer frei war, wusste ich bereits, dass ich heute in ein Doppelzimmer umziehen musste. Zwar bestand zu dem Zeitpunkt noch die Hoffnung, dass jemand der Gäste nicht erscheint, aber die sollte sich später zerschlagen, sodass mein Umzug besiegelt war.

Nach dem anschließenden Frühstück habe ich der Rezeption einen Besuch abgestattet und mir ein Moto rufen lassen. Mit dem ging es dann ungefähr in die Mitte des Parks beziehungsweise Waldes, den ich nach grob 40 Minuten Fahrtzeit auch erreicht habe. Dort angekommen musste ich zunächst mal nen recht langwieriges Bezahlverfahren hinter mich bringen und dann konnte ich auch iwann starten. Ich hab mich alleine mit einem Guide auf den Weg in den Wald gemacht und bin insgesamt rund fünfeinhalb Stunden gewandert, ehe ich wieder am Ausgangspunkt angekommen war.

Gestartet und geendet bin ich auf ca. 2400m Höhe, wobei ich zwischendurch auf bis zu 2000m heruntergekommen bin. Aber das hatte natürlich zur Folge, dass ich die 400 Höhenmeter auch wieder in die andere Richtung zurücklegen musste. Das ist was, was mutmaßlich auch auf Seelevel schon anstrengend wäre, aber durch die dünnere Luft gewinnt das natürlich noch mal an Schwierigkeit. Dennoch hat sich der Weg echt gelohnt und ich hab ziemlich vieles zu Gesicht bekommen. Mir sind unterwegs einige Eichhörnchen begegnet und auch ein paar bunte Raupen und unzählige Schmetterlinge haben sich die Ehre gegeben. Ich bin zudem an einem 22m hohen Wasserfall vorbeigekommen und einen Mahagonibaum mit schlappen vier Metern Durchmesser habe ich unterwegs ebenfalls gesehen. Neben den vielen hochinteressanten Pflanzen sind vor allem die Farnbäume herausgestochen. Diese sind locker fünf Meter hoch und versetzen einen gefühlt zurück in die Zeit der Dinosaurier. Der Farn sieht dabei ein bisschen wie eine Palme aus, hat einen dicken Stamm und breitet am oberen Ende dann seine Blätter aus.

Ein weiteres Highlight nicht pflanzlicher Art war der Baumkronenpfad. Dieser besteht aus drei doch recht wackeligen Hängebrücken, wobei die längste davon 90m misst. Dort befindet man sich dann ca. 80m über dem Boden und hat einfach eine wahnsinnige Aussicht die sich wie so oft mit der Kamera gar nicht einfangen lässt. Aber für das Ganze sollte man insbesondere auch aufgrund der Instabilität der Brücken, echt schwindelfrei sein.

An einem der Punkte zwischen zwei Brücken hatte es sich ein Schmetterling auf dem Geländer bequem gemacht. Der war auch alles andere als scheu und nachdem ich beim Fotos knipsen immer näher rangehen konnte, habe ich irgendwann probiert ihn auf meinen Finger zu nehmen. Der Guide hat dann fleißig Fotos davon geschossen, wobei das eh seine Lieblingsaufgabe gewesen zu sein scheint. Der hat einfach unfassbar viele Fotos von mir gemacht. Einziger Haken an der Sache war der, dass davon auch leider unfassbar viele Fotos verwackelt oder unscharf waren. Das war etwas schade dann, aber aufgrund der schieren Masse war doch das ein oder andere ganz passable Foto dabei.

Nachdem wir wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten und wir uns daran gemacht haben die letzte Stunde bis zum Ausgangspunkt bergauf zurück zu krachseln, haben relativ viel Bewegung in den Bäumen vor uns gesehen. Und tatsächlich hielt sich dort ne beträchtliche Anzahl an Diademmeerkatzen auf. Die haben wir uns natürlich erstmal ne Zeit lang angeguckt und haben dann die restlichen Meter in Angriff genommen.

Der Guide war von seinen miserablen Fotografenqualitäten mal abgesehen im Übrigen ziemlich nett und wollte die ganze Zeit lang, dass ich ihm Deutsch beibringe. Hat jetzt nur so semigut geklappt, aber gefreut hat er sich dennoch.

Eigentlich wollte ich noch ne zweite, kürzere Wanderung am Nachmittag unternehmen, aber nachdem ich wieder oben angekommen war, hab ich mir gedacht, dass das reichen muss. Ich hab dort ne Kleinigkeit zu Mittagessen und mir dann den Motofahrer vom Morgen organisiert um zurück zur Unterkunft zu kommen. Das hat anfangs auch problemlos geklappt, bis wir dann an einer Steigung fast stehen geblieben sind und der Fahrer meinte, dass wir nen Problem hätten. Irgendwie hat das Hinterrad blockiert, sodass er erstmal angehalten hat und angefangen hat an dem Motorrad rumzuschrauben. Nach ner Viertelstunde lief das Maschinchen aber dann auch wieder und ich konnte meinen Weg zur Unterkunft fortsetzen.

Dort habe ich dann erstmal ne Dusche genommen, wobei das ein bisschen abenteuerlich war und man immer mit dem heißen und kalten Hahn rumspielen musste, um sich nicht zu verbrühen oder nen Kälteschock abzuholen.

Danach stand auch schon das Abendessen auf dem Programm und im Anschluss daran habe ich mit einer französischen Reisegruppe noch ne Runde Karten gespielt. Das Spiel nannte sich mexikanisches Tarot und war sehr taktisch geprägt. So was liebe ich ja und dementsprechend viel Spaß hat mir das Ganze dann auch gemacht. Jetzt werde ich mich gleich aber mal ins Bett begeben und denke, dass ich nach diesem anstrengenden Tag durchaus gut schlafe sollen könnte.

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