Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war ich zwar nicht alleine im Haus, Maria war jedoch nicht mehr da. Sie hat leider nicht den Luxus, dass sie so wie ich zunächst mal keine terminlichen Verpflichtungen hat, sondern musste, da ja Montagmorgen war, wieder zur Arbeit.
Im Haus war an ihrer Stelle Bagisi, welcher zweimal in der Woche für Maria putzt und die Wäsche macht. Insbesondere vom letzten Punkt habe ich auch profitiert, da ich ihm nach Rücksprache mit Maria, auch meine Wäsche geben konnte. Ich hab ihm dann nen kleinen Obulus dafür gegeben und so waren dann alle Seiten zufrieden.
Ich bin so gegen neun gemütlich aufgestanden und habe mich dann auch relativ fix auf den Weg in die Stadt gemacht. Dort bin ich dann zunächst mal in das Hotel Mille Collines gefahren, um dort zu frühstücken. Bei dem Hotel handelt es sich um jenes, welches im Film Hotel Ruanda gezeigt wird. In diesem hat der während des Genozids eingesetzte Manager über 1000 Menschen vor der mordenden Interhamwe Miliz der Hutus beschützt. Die Interhamwe Miliz wurde dabei durch Geld- und Alkoholabgaben davon abgehalten das Hotel zu stürmen. Die Menschen im Hotel wurden mit Lebensmitteln und Wasser aus dem Pool verpflegt und somit am Leben gehalten. Das Hotel selbst ist jetzt nicht von einem anderen vier Sterne Hotel zu unterscheiden, aber die Geschichte die es erlebt hat, macht es eben doch besonders.
Danach hab ich mich zu Marias indischen Friseur des Vertrauens aufgemacht. Ich bin der Meinung, dass ich den Prozess gegen ihn auf jeden Fall gewinnen würde, aber mein Gott wächst ja wieder nach und komplett katastrophal ist jetzt auch nicht. Nen Bummskopf hab ich für vier Wochen jetzt jedenfalls erstmal nicht mehr.
Um gefühlt nen halbes Kilo Haare leichter hab ich mir im Anschluss an die Friseursession nen Moto gerufen. Mit dem ging es dann für mich nen ordentliches Stück durch Kigali und am Flughafen vorbei, um zum ehemaligen Präsidentenpalast zu gelangen, der mittlerweile ein Museum ist. Der Genozid hat 1994 damit begonnen, dass das Flugzeug des Präsidenten abgeschossen worden ist und dabei im Garten des Präsidentenpalasts abgestürzt ist.
Die Überreste des Flugzeugs liegen nach wie vor dort und drum herum laufen kranke und Verletze Kronenkraniche, welche dort wieder aufgepäppelt werden, ehe sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Fotos darf man dort leider nicht machen, aber auch ohne Fotos werde ich sicherlich einige Dinge des Besuchs behalten.
Der Palast selber ist komplett mit Teppich ausgelegt und mittlerweile ist das Ganze dann doch relativ muffig. Es gibt einen ausgestopften Antilopenkopf und ein großes Bild, welches Geschenke aus Nordkorea waren, der gute Kim mochte die Ruander wohl recht gerne, und viele mehr oder weniger schöne Tische, Stühle und Schränke. So an sich fand ich die Bude jetzt nicht sonderlich schön oder wohnlich eingerichtet, aber ich musste ja auch nicht da wohnen, also von daher.
Der Präsident hatte sich im Übrigen noch nen nettes Gimmick in die Wohnung einbauen lassen. Er hat zum auf der Treppe unsichtbare Sensoren angebracht, welche eine Art Tonleiter ins Schlafzimmer übertragen haben, sollte jemand Nachts ungebetenenerweise versuchen sollen ins Schlafzimmer zu gelangen. Durch die verschiedenen Töne konnte er immer feststellen auf welchem Bereich der Treppe sich der Eindringling gerade befand und über einen Geheimgang rechtzeitig das Weite suchen.
Das hab ich nach dem Ende der interessanten Führung dann auch irgendwann wieder getan und mich mit einem Moto wieder auf den Weg zu Marias Haus gemacht. Dort hab ich dann den restlichen Nachmittag mit Orgakram verbracht und gleich widme ich mich meinem VfL und skype danach noch ne Runde mit Alena.
Zum Abschluss möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ich in den letzten Tagen ja viel über den Genozid geschrieben habe und das oftmals noch immer das Erste ist womit Ruanda identifiziert wird. Aber die Menschen haben das in wirklich kurzer Zeit, denn so lange ist da ja nun noch nicht her, geschafft, das Thema aufzuarbeiten und eine Nation zu bilden. Kigali hat an wirklichen Touristenattraktionen neben den von mir besuchten Stätten einfach nicht so viel zu bieten, sodass schnell der Fokus auf den Genozid rückt. Aber an sich ist Kigali ne tolle Stadt, die sehr geordnet und ordentlich ist und viel abseits der touristischen Ziele zu bieten hat. Es ist einfach toll die Lebensfreude, Offenheit und Entspanntheit der Ruander zu erleben und mit ihnen ins Gespräch zu kommen oder einfach nur durch die Straßen zu schlendern. Also nochmal der Hinweis, auch wenn ich durch meine bisherigen Berichte vielleicht ein gegenteiliges Bild gezeichnet habe, Ruanda ist weit mehr als Genozid und hat viel zu bieten.