Heute haben wir das erste Mal seit unserer Ankunft hier in Kenia so richtig ausgeschlafen. Wir warten gestern Abend dann letztlich so gegen halb zwei im Bett, da wir doch noch ziemlich lange zusammengesessen haben. Aber da wir heute ausschlafen konnten, war das kein Problem. Wir sind entspannt um elf aufgestanden, haben uns fertig gemacht und sind dann zum späten Frühstück gegangen. Made, die Köchin, erzählte uns dann, dass bisher nur Johanna gefrühstückt hätte und Annegret noch nicht aufgetaucht sei. Johanna hatte noch ein bisschen was in der Nachbarstadt zu erledigen, was wir aber wussten und Annegret war bzw. ist nicht so richtig fit, sodass sie heute ihren Tag im Zimmer verbracht hat.
Wie in Uganda auch, lebt der Priester hier von den Spenden der Gemeinde. Die bestehen jedoch nicht nur aus Geld, sondern auch aus Lebensmittelspenden. Mitunter besonders auf das Wort Leben in Lebensmittel bezogen. So kam Fr. Oscar heute unter anderem mit einem Hahn von einer Messe in einer abgelegeneren Gemeinde zurück. Nachdem wir den Hahn bewundert und ein bisschen gegessen hatten, sind wir fix zurück in unser Zimmer gegangen und haben unsere Klamotten gewaschen. Die haben wir dann noch fix aufgehängt, wobei Alena ihre Unterwäsche drinnen aufhängen musste. Aber das Problem hatten die Mädels seinerzeit in Uganda ja auch schon und auch Johanna und Annegret müssen sich damit auseinandersetzen. Wie gut, dass mit meinen Boxershorts noch nie jemand Probleme hatte 😀
Zum Mittagessen, welches wir wieder nur zu zweit zu uns genommen haben, gab es heute mit Sukumawiki und Ugali gleich zwei typisch kenianische Speisen. Bei Sukuma Wiki handelt es sich um nen Gemüse, was ne Mischung aus Spinat und Grünkohl darstellt, und bei Ugali um Maisgries, welcher mit Wasser aufgegossen wird. Dazu gab es noch Rührei mit Tomaten, sodass das Mittagessen durchaus hätte schlechter ausfallen können. Uns hats jedenfalls geschmeckt.
Als wir uns nach dem Essen im Zimmer noch eben eingecremt und mit Moskitospray eingesprüht hatten, wollten wir uns eigentlich gemütlich auf die Wiese in die Sonne legen. Auf dem Weg dorthin haben wir jedoch Johanna getroffen, die gerade aus der Nachbarstadt zurück kam. Im Gepäck hatte sie unter anderem Chips aus einer kleinen Fabrik, welche von einem Bekannten von ihr betrieben wird. Davon haben wir dann auch direkt mal ein kleines Tütchen verputzt, was sich auch definitiv gelohnt hat. Also Chips produzieren kann ihr Bekannter in jedem Fall gut. Wir haben Johanna dann erstmal beim Mittagessen gesellschaft geleistet und ne Runde gequatscht.
Als Johanna fertig gegessen hatte, wollten wir ins Dorf damit Alena sich dort ein Kleid schneidern lassen kann. Dafür mussten wir allerdings noch mal kurz zurück in unser Zimmer um Geld zu holen und mussten auf dem Weg dahin eine eher unschöne Entdeckung machen. Ein Kälbchen, welches Alena vorm Mittagessen noch gestreichelt hatte, war gestorben und lag tot im Garten des Parishs. Wir haben dann dem für die Tiere zuständigen Angestellten Bescheid gesagt und der hat das Kälbchen dann begragen.
Im Dorf hat sich Alena dann bei der Schneiderin ein Kleid ausgesucht, welches Johanna ihr mit nach Deutschland bringen wird, da es nicht mehr rechtzeitig bis zu unserer Abreise hier fertig sein wird.
Zurück im Parish haben wir uns dann zu dritt in den Garten gesetzt und ne Runde Kniffel angefangen, ehe Johanna von einer Schwester aus dem angrenzenden Franziskaner Konvent angerufen worden ist. Die wollten uns auch gerne mal kennen lernen, zumal Johanna ihnen erzählt hatte, dass wir ihnen Haribo mitbringen würden. Also haben wir uns die Tüte mit den noch übrig gebliebenen orangenen Gummibärchen geschnappt, einen letzten davon gegessen und sind dann zu den Schwestern rüber gegangen. Dort haben wir ca. ne dreiviertel Stunde gesessen und mussten dann auch mitessen. Die Schwestern hatten Spaghetti mit Knoblauch, Tomaten, Zwiebeln und anderen Leckereien zubereitet und die schmeckten wirklich gut. Aber wir haben alle nur ne kleine Portion gegessen, da wir ja im Parish noch Abendessen gekriegt haben. Da sind wir dann auch pünktlich um acht wieder aufgetaucht und haben quasi ein zweites Mal zu Abend gegessen.
Nach einiger Zeit stieß Father Clement zu unserer Runde. Er war zehn Jahre lang Pastor in Uradi und wird morgen ein paar Messen in den Außenstellen der Gemeinde leiten. Im Laufe des Abends entwickelte sich dann ein ziemlich interessantes Gespräch. Er erzählte von einem Buch, welches er momentan schreibt und leitete das Gespräch damit ein, dass er auf die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen hinwies. Letztlich stellte sich heraus, dass er ein Buch über Männergesundheit schreibt, also genau jenes Thema meiner Bachelorthesis. Das Thema füllte dann auch den restlichen Abend aus und ich habe ihm meine Ergebnisse erläutert, während er wiederum seine bisherigen Erkenntnisse dargelegt hat. Es war ziemlich faszinierend zu beobachten, wie viele Überschneidungen es doch zwischen Deutschland und Kenia in diesem Bereich gibt. Besonders interessant war zudem sein Ansatz, dass die in Kenia häufig vorkommende Polygamie zu einer Reduktion der Sterblichkeit bei Männern führt. Auf den ersten Blick mag dieser Ansatz zwar verwundern, aber mit seiner Erläuterung des Ganzen klingt er durchaus schlüssig. Denn ein großes Problem beim Thema Männergesundheit ist es, dass Männer nur ungerne über Probleme reden. Wenn jedoch nun Probleme mit einer der Ehefrauen auftreten, hat der Mann, sofern er mehrere Ehefrauen hat, den Vorteil, dass er ohne große Probleme zur nächsten gehen kann, und sich bei dieser über die andere Ehefrau beschweren kann. Er hat jedoch auch angemerkt, dass er noch nicht weiß wie er diesen Fakt in seinem Buch unterbringen soll, da es wohl auch vom Bischof abgesegnet werden muss 😀