Heute hieß es also Abschied nehmen von Nairobi. Wir haben entspannt gefrühstückt, unser Hotelzimmer geräumt und um zehn Uhr Peter, unseren Fahrer für den heutigen Tag, im Innenhof getroffen.
Zunächst ging es für uns zur David Sheldrick Foundation. Dort werden verwaiste Elefantenbabys in Obhut genommen und wieder aufgepäppelt. Momentan leben dort zwei Gruppen mit elf bzw. dreizehn Elefanten im Alter zwischen acht Monaten und drei Jahren. Die tägliche öffentliche Fütterung dieser beiden Gruppen findet zwischen elf und zwölf Uhr statt. Hierbei werden die Babyelefanten mit speziell bearbeiteter Kuhmilch gefüttert. Die restlichen Fütterungen sind nicht öffentlich, dürften aber regelmäßig stattfinden, da es doch eine recht verfressene Bande ist. Insgesamt bekommt nämlich jeder Elefant 24 Liter pro Tag. Die Elefanten werden im Übrigen mit ca. drei Jahren wieder ausgewildert, sodass sie zum Erhalt ihrer Art beitragen können.
Während der öffentlichen Fütterung werden die Elefanten in ihrer jeweiligen Gruppe nacheinander in einem mit Seilen abgesperrten Bereich mit Milch gefüttert. Außerdem konnten sie ein Matschbad nehmen, Wasser trinken sowie Grünzeug futtern.
Da die kleinen Elefanten alle recht verspielt waren, sind sie auch recht offensiv auf die Zuschauer zugegangen und ließen sich bereitwillig von diesen streicheln. Einer schien besonders viel Interesse an der Stelle vor mir gehabt zu haben, sodass ich ihm entspannt den Kopf kraulen konnte, dabei aber dankenswerterweise ebenfalls mit einem Moskitoschutz auf Lehmbasis beworfen worden bin. Das Ganze schien ihm sichtlich Freude zu bereiten.
Nach einer Stunde, die wie im Flug verging, war dieses tolle Erlebnis dann auch schon wieder vorbei. Allerdings durften wir gegen Ende noch ein besonderes Schmankerl erleben. Ein amerikanisches Pärchen war nämlich auf die grandiose Idee gekommen, seinem Kleinkind eine Leine zu verpassen. Somit konnten sie die Fütterung ganz entspannt verfolgen und konnten wie bei einem Hund immer an der Leine ziehen, wenn das Kind in eine – aus ihrer Sicht falsche – Richtung lief.
Nachdem wir noch ein paar Informationen über die David Sheldrick Foundation mitgenommen und uns mit Wasser für den Tag eingedeckt hatten, haben wir uns auf den Weg in eine Giraffenaufzuchtstation gemacht. Dort werden Rothschildgiraffen gezüchtet und nach einiger Zeit ausgewildert, um den stark gefährdeten Bestand zu erhalten.
Dort hatte man als Besucher die Möglichkeit, die Giraffen zu füttern. Hierzu haben Ranger Pelletts aus Gras und Getreide verteilt, die von den Besuchern dann verfüttert werden konnten. Hierbei habe ich eine besonders enge Bindung zu Eddy aufgebaut. Zunächst haben Alena und ich Eddy und seinen kleinen Bruder Tschok erst einzeln und dann gemeinsam mit diesen Pelletts gefüttert. Dann kam es zu dem besonders intimen Moment zwischen Eddy und mir. Ich habe ihm quasi einen Abschiedskuss gegeben. Denn im Februar wird Eddy ausgewildert. Selbstverständlich war dieser Kuss jedoch mit Zunge, denn er soll sich ja auch daran zurückerinnern können.
Na gut, eigentlich war er derjenige mit der Zunge. Und eigentlich war es auch kein richtiger Kuss, denn es ging ums reine Fressen. Ich hatte mir einen dieser Pelletts zwischen die Lippen gesteckt und Eddy hat dieses mit seiner langen Zunge genüsslich von meinem Mund in seinen befördert. Danach konnte ich mir dann Giraffensabber aus dem Gesicht wischen, aber das fand ich eigentlich gar nicht so schlimm.
Nach dieser feuchten Erfahrung habe ich noch fix meine beiden SIM-Karten aufgeladen, sodass ich nun die Freiheit des mobilen Internets nutzen kann.
Von der Aufzuchtstation sind wir in eine nahegelegene Mall gefahren, haben uns Moskitospray gekauft und zu Mittag gegessen.
Wohl genährt haben wir uns danach ins Arboretum aufgemacht. Hierbei handelt es sich um einen Park mit Bäumen aus aller Welt. Der Eintritt war kostenlos, allerdings sollte es zehn Euro kosten, im Park Fotos zu schießen. Jedoch hat unser Fahrer den Kontrolettis am Eingang einfach erzählt, wir hätten nur unsere Handys und keine Kamera dabei und hierdurch konnten wir uns diese Gebühr sparen.
Eigentlich hieß es, dass man im Arboretum relativ einfach Affen sehen könne – bis auf ein paar Schmetterlinge und Vögel haben wir allerdings keine Tiere zu Gesicht bekommen. Alles in allem war das jedoch ein guter Ausklang unserer Aktivitäten des heutigen Tages, wenngleich es schon gut war, dass das Arboretum keinen Eintritt gekostet hat.
Gegen viertel vor sechs haben wir uns im Anschluss in den Feierabendverkehr Nairobis begeben. Dieser hat dann auch aus einer Strecke von zwanzig Minuten eine Strecke von eineinhalb Stunden gemacht. Da wir dies aber bereits eingeplant hatten, haben wir es trotzdem pünktlich zu unserem Bus geschafft. Mit diesem fahren wir nämlich gerade nach Siaya, um dort Johanna, Alenas Cousine, zu besuchen. Die macht dort nämlich einen einjährigen Freiwilligendienst und wenn wir eh schon hier unten sind, können wir die Gelegenheit ja auch nutzen. Neben dem Wiedersehen mit Johanna freut uns besonders die Tatsache, dass wir uns dort um 21 Kilo erleichtern können. Wir haben nämlich einen Koffer mit allerlei Krimskrams aus Deutschland für Johanna und ihre Mitfreiwillige Annegret im Schleppstau. Der Koffer sollte eigentlich auf dem Sperrmüll landen, schien uns für diesen Zweck allerdings als bestens geeignet. So können wir ihn nämlich in Kenia lassen und Alena kann mit deutlich weniger Gepäck zurückfliegen. Der Grund, warum der Koffer auf den Sperrmüll sollte, ist im Übrigen der, dass eins der beiden Räder immer wieder die Flucht ergreift und der Koffer somit entweder getragen werden muss, oder an einer Seite über den Boden schleift. Deswegen ist es schon ganz gut, dass wir ihn bald los sind.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich heute keine weiteren Highlights mehr erwarten würden, allerdings hat mich die Busstation eines Besseren belehrt. Zum einen hielt dort ein Falschparker den kompletten und eh schon chaotischen Verkehr auf. Der Fahrer weigerte sich trotz immer größer werdender Menschenmenge, welche immer eindringlicher auf ihn einredete, zehn Minuten lang beharrlich, das Feld zu räumen. Nach eben diesen zehn Minuten tat er das unter lautem Johlen der Menschenmenge dann aber doch noch und die wartenden Autos und Busse konnten endlich passieren.
Zum anderen fand ich es durchaus beachtlich, ein komplettes Bett – wenn auch auseinandergebaut – sowie einen Couchtisch mit einem Reisebus quer durchs Land transportieren zu wollen.
Ein drittes Highlight war ein junger Mann mit einem interessanten T-Shirt. Auf diesem stand in großen Lettern: „A Luo man doesn’t chase – we replace“ (Luo ist ein riesiger Volksstamm). Wer’s tragen kann…
Mittlerweile fahren wir mit dem Bus durch die Gegend und freuen uns über ein absolut nervtötendes Piepgeräusch, was im Abstand von etwa einer Sekunde aus Richtung des Fahrers ertönt. Wir sitzen nämlich in der ersten Reihe und werden dementsprechend in einer Tour damit beschallt. Da war mir die afrikanische Musik vom Beginn der Fahrt doch schon deutlich lieber.
Aber es hat auch Vorteile in der ersten Reihe zu sitzen, denn beim rechten der beiden Sitze geht die Beinfreiheit ins Unendliche, sodass ich meine Beine gemütlich ausstrecken kann.
Aufgrund der relativ unregelmäßigen Straße (wobei die im Vergleich zu denen in Uganda bisher noch echt gut ist) tippt Alena heute diesen Beitrag und meine Aufgabe besteht lediglich im Diktieren. Denn Alena hat vor sich noch den Sitz des zweiten Fahrers, sodass sie das Laptop an diesem Laptop anlehnen kann und nicht wie bei mir die Gefahr besteht, dass das Laptop beim nächstbesten Huckel quer durch den Bus segelt.
Wir haben jetzt noch einiges an Strecke vor uns, auf der wir hoffentlich noch ein bisschen schlafen können, ehe wir dann morgen Früh, wenn alles nach Plan läuft, gegen fünf Uhr in Siaya aufschlagen werden.